Vitamine besser aus Nahrungsmitteln als aus Vitaminpräparaten

Synthetisches Vitamine E steht im Verdacht das Krebsrisiko zu erhöhen.

Das Deutsche Ärzteblatt veröffentlichte 2014 eine Warnung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): Eine Überversorgung mit Vitamin E und Selen sei schädlich. Diese Warnung geht auf Ergebnisse der  2008 nach einer Zwischenauswertung abgebrochenen SELECT-Studie zurück. In dieser groß angelegten Studie zur Untersuchung der Wirkung einer täglichen Einnahme von 400 IU Vitamin E (ca. 279 mg alpha-Tocopherol), und/oder 200 µg Selen nahmen über 35.000 Männer über 50 teil. Man hatte erwartet, dass das Krebsrisiko sinkt und ein Schutz vor aggressivem Krebswachstum gegeben wäre. Das Gegenteil war der Fall, wie eine erste Auswertung 2008 zeigte, Vitamin führte zu einem Anstieg der Prostatakrebsrate, wenngleich die Ergebnisse nicht signifikant waren und eine alleinige Selenzufuhr war assoziiert mit einer höheren Inzidenz für Diabetes. Daher nahmen die Männer keine Präparate mehr ein, wurden aber weiter beobachtet. 2011 wurde nochmal eine Follow-Up Auswertung der Daten vorgenommen, also 3 Jahre nach Absetzen der Vitamin E und Selenpräparate. Auch hier zeigte sich eine deutliche und dieses Mal statistisch signifikante Erhöhung der Prostatakrebsrate um 17% durch Vitamin E. Auch Selen alleine oder in Kombination mit Vitamin E führte zu einer höheren Prostatakrebsrate. Daher geht man davon aus, dass Vitamin E Langzeiteffekte auf das Wachstum eines Prostatakarzinoms hat.

Diesen Ergebnissen stehen Daten der 1994 erstmals veröffentlichten ATBC Studie  gegenüber, in der die krebsvorbeugende Wirkung von Vitamin E (alpha-Tocopherol) und beta-Carotin (Vorläufersubstanz von Vitamin A) bei Rauchern getestet wurde. Während beta-Carotin das Lungenkrebsrisiko bei Rauchern deutlich steigerte, wurde kein Effekt von Vitamin E auf Lungenkrebs gefunden.  In einer Untergruppe fand man sogar, dass das Prostatakrebsrisiko durch Vitamin E Supplemente erheblich gesenkt war. Heute geht die Interpretation dahin, dass beta-Carotin Supplemente das Risiko für Lungenkrebs nicht steigern, sondern vielmehr das Wachstum präklinischer Mikrotumore In der Lunge von Rauchern oder Asbestbelasteten fördern, wie beispielsweise die Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung e.V. 2016 schreibt.

Wiederum die JAMA-Multivitaminstudie bei Ärzten, die über 10-13 Jahre ein Multivitaminpräparat mit Vitamin E eingenommen hatten, ergab ein etwa 8% niedrigeres Krebsrisiko hatten, wobei die Ergebnisse statistisch signifikant waren. Dies wurde 2012 von Herrn Gaziano und Kollegen in der Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht. Allerdings kann es sein, dass diese Daten trotzdem Zufall waren und dass diejenigen Männer, welche prophylaktisch Multivitaminepräparate eingenommen hatten, auch gleichzeitig einen allgemein gesünderen Lebensstil führten, welcher letzten Endes für das geringere Krebsrisiko verantwortlich war.

Aufgrund der teilweise widersprüchlichen Daten, die möglicherweise Zufallsbefunde waren, oder mit einem schlechten Studiendesign zusammen hängen könnten. orientiert sich die Empfehlung an  Paracelsus, der 1538 festhielt: „Sola dosis facit venenum“, oder „die Dosis macht das Gift“. Experten raten von der Einnahme von Vitamin E und sonstigen Vitaminpräparaten ab, sofern nicht explizit ein Mangel der darin enthaltenen Stoffe nachgewiesen wurde. Vor allem  die fettlöslichen Vitamine A und E sollten besser aus Nahrungsmitteln denn aus synthetisch hergestellten Nahrungsergänzungsmitteln zugeführt werden.

Vitamin E ist in hoher Konzentration in Weizenkeimöl enthalten

Vitamin E beispielsweise ist in hoher Konzentration in Weizenkeim- und Sonnenblumenöl enthalten, beta-Carotin findet sich in Karotten und vielen gelben, roten und grünen Gemüsen, Selen findet sich hoch konzentriert in Nüssen und Getreideprodukten. 

twitterpinterestinstagram
Facebooktwitterpinterestlinkedinmail