3) Wer zu viel sitzt altert deutlich schneller
Wenn die Mutter 100 Jahre oder älter wird, erreichen deren Geschwister, Eltern und Kinder häufig ebenfalls ein hohes Lebensalter. Das besondere daran ist, dass dieses hohe Alter ohne erkennbaren Zusammenhang mit Lebensstil, Rauchen, Alkohol, Bewegung oder Ernährung erreicht wurde.1 Der Volksmund sagt dann „das ist eine gute Rasse“, und meint damit eine genetische Komponente, die ursächlich für das hohe Alter ist. Eine interessante Studie in den USA hat nun untersucht, welchen Anteil die Lebensumstände bei Menschen spielen, die 110 Jahre oder sogar noch älter werden. Dabei wurde das Erbgut von 17 solcher Super-Hundertjährigen ausgewertet. Sie waren alle überdurchschnittlich fit – einer hat mit 103 Jahren noch als Kinderarzt gearbeitet, ein anderer ist mit 107 Jahren noch Auto gefahren. Seltsamerweise fanden die US-Forscher keine Hinweise auf ein bestimmtes Gen, das für das hohe Alter verantwortlich sein könnte.2 Im Gegenteil, bei einem Probanden wurde sogar ein krankhaftes DSC2-Gen gefunden, das man für sehr gefährlich hält, weil es den plötzlichen Herztod verursachen kann. Betroffene mit dieser Genmutation stehen normalerweise unter engmaschiger, ärztlicher Überwachung und erhalten Medikamente. Aus dieser Studie wurde gefolgert, dass es kein bestimmtes Gen gibt, das für ein gesundes und extrem hohes Alter verantwortlich ist. Diese Daten werden durch die Zwillingsforschung bestätigt, die fest gestellt hat, dass die Gene nur zu etwa 20-30% für die zu erwartende Lebensspanne verantwortlich sind.1
Interessanterweise liegt bei Hundertjährigen die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken bei nur noch 19%, Dagegen hat die Durchschnittsbevölkerung ein Risiko von 49%.1 Ebenso treten Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfälle bei Hundertjährigen weniger häufig auf.1 Womit das genau zusammenhängt ist unbekannt. Aber man geht davon aus, dass chronischer Stress das biologische Altern und dadurch die Prävalenz für diese typischen Alterskrankheiten erhöht.
Genforscher haben herausgefunden, dass eine dauerhafte Stress-Belastung die Lebensdauer von Immunzellen vermindert und so altersbedingte Erkrankungen auslösen kann.2 Dauerstress findet man beispielsweise bei Angehörigen, die ein Familienmitglied mit Demenz pflegen und dadurch nervlich stark beansprucht werden. Oder bei Personen die seit Jahren unter hohem beruflichem oder privaten Stress oder Sorgen leiden.3 Die Enden der Chromosomen in den Zellen dauergestresster Menschen waren deutlich kürzer als bei einem vergleichbaren Personenkreis mit weniger Stress. Es gibt jedoch ein wirksames Mittel um chronischen Stress besser zu überstehen und damit Krebs und typischen altersbedingten Erkrankung vorzubeugen: körperliche Aktivität.3,4 Die Assoziation zwischen körperlicher Aktivität und einem geringeren Krebsrisiko war am stärksten ausgeprägt bei Brust- und Darmkrebs, aber meßbare Effekte wurden auch bei malignen Tumoren des Endometriums, der Eierstöcke, der Prostata und der Bauchspeicheldrüse beschrieben.5 Einige Studien zeigen, dass Übergewicht, Entzündung und Hormonspiegel durch Ausdauersport erniedrigt werden und sich gleichzeitig der negative Einfluss einer Insulinresistenz und die Funktion des Immunsystems verbessern.5 Da sich aber die Ursachen für Krebs unterscheiden, gibt es keine absolute Garantie durch Bewegung keinen Krebs zu bekommen. Gesichert ist lediglich, dass sich die Telomerlänge und daher das biologische Alter durch Bewegung verringern lassen.
Referenzen
1. Gierman HJ, Fortney K, Roach JC, Coles NS, Li H, Glusman G, Markov GJ, Smith JD, Hood L, Coles LS, Kim SK. Whole-genome sequencing of the world’s oldest people. PLoS One 2014;9:e112430.
2. Bull CF, Almond T, Christensen H, Fenech MF. Perceived stress and poor nutrition in individuals caring for family members with dementia, and controls, is associated with elevated serum cortisol and increased chromosomal instability. Brain, Behavior, and Immunity 2014;40:e9.
3. Shalev I, Entringer S, Wadhwa PD, Wolkowitz OM, Puterman E, Lin J, Epel ES. Stress and telomere biology: a lifespan perspective. Psychoneuroendocrinology 2013;38:1835-42.
4. Puterman E, Lin J, Blackburn E, O’Donovan A, Adler N, Epel E. The power of exercise: buffering the effect of chronic stress on telomere length. PLoS One 2010;5:e10837.
5. O´Hanlon LH. Studying the connection between exercise and cancer risk reduction. JNCI 2013;105:753-754.
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